Art und Geschreibsel

von Lotta Blau & Freunden



Monika Pawlik, Kunst zwischen Befreiung, Widerstand und Akzeptanz


Manchmal stelle ich mir vor, wie es in diesem oder jenem Kopf aussieht. Was darin für Bilder abgespeichert sind oder wie ein Gedanke entsteht. Was sind das für Verknüpfungen, die sich formen, wenn sich zwei Blicke begegnen. Wie oft sehen sich zwei Menschen an und sehen sich doch nicht an. Oder das Gegenteil. Blickwechsel, wie in ein Band gewoben. Nichts außerhalb des Blickes hat Bedeutung. Für Monika Pawlik zieht sich das Band, eng umschlungen mit ihren Mann Manfred, durch ihre Liebe und ihre Kunst. Monika und Manfred Pawlik sind der Kunst, Wissenschaft und Natur verbunden. So pflanzten sie vor vierzig Jahren auf ihrem Anwesen einen Wald. Er ist der Gründer der Akademie Sonneberg, schreibt Bücher, gründete einen Verlag, schrieb und schreibt über den Widerstand während des Nationalsozialismus, ist Psychotherapeut, Sozialwissenschaftler und hat sich der Kunst, insbesondere von seiner Frau, verschrieben. Monika war als Zahnärztin tätig und als Künstlerin. Das erinnert mich an meinen Künstlerfreund Armin Guther, der ebenfalls Zahnarzt und Künstler war. Beides beinah bis zu seinem Tod ausübte.

Ich empfinde einige Speckstein - Werke von Monika Pawlik als etwas sich Verweigerndes gegenüber dem Klaren. Dem Direkten, alles unverzüglich Offenbarenden. Als würde ein Geheimnis, eine unsichtbare Schrift mit in Pawliks Werke einfließen. Doch, einen Moment einmal. Ist nicht jedes Werk ein ganz persönlicher Code in die Welt hinaus? Ist nicht auch jedes Werk, ob Musik, Literatur oder der darstellenden Kunst ein Kampf, der sich aus dem tiefsten Inneren an die Oberfläche bewegt hat? Zunächst steht dann der Schaffende/die Schaffende allein damit. Der kalte Wind des Profits weht über die unzähligen Stunden, die in das Werk investiert wurden. Geht es gut? Geht es schief? Künstler müssen essen, sie müssen wohnen und oft sogar viel reisen. Keinem Schaffenden ist darum ein Vorwurf zu machen, wenn er auch an das Profitable denkt und doch sollte es kein Grund sein für alle schaffende Prozesse.


In anderen Skulpturen von Pawlik sehe ich einen Zustand zwischen Bewegung und Stillstand. An jenem Punkt wird Zeit unwichtig. Manchmal verschwindet sie, wenn Menschen unter bestimmten Krankheiten leiden. Sie verschwindet aber auch, wenn unterschiedliche Emotionen erlebt werden. Zeitlose Blicke zum Beispiel – vom Du zum Du. Zwischen Wollen und gefesselt sein. Zwischen Freiheit und gefangen sein. So sehe ich zum Beispiel einen ihrer Torso-Skulpturen nur in Ansätzen. Der Rest fließt in das Gestein über, scheint es. Oder andersherum. Da sind Anfänge zur Befreiung und doch bleibt die andere Hälfte gefangen. Bewegung und Stillstand in einem Werk dargestellt. Außerordentlich interessant. Von so vielen Seiten interpretierbar. Das Leben als ein Torso. Ist es nicht tatsächlich so? Sind wir nicht alle unser ganzes Leben lang auf der Suche nach Befreiung. Sind wir nicht alle unvollkommen? Und ist es nicht gut so? Wir müssen uns ein Leben lang lernen zu befreien, schrieb ich einmal. Seit vielen Jahren umschlingt Monikas Krankheit ihren Körper und damit ihre Kunst. Sie will sich befreien und gleichzeitig, so scheint es, lebt sie mit ihrer Parkinson-Erkrankung in der Akzeptanz. Vielleicht hat sie mit ihrer frühen Kunst bereits diese Erkenntnis für die Zukunft gelegt. 

Vieles in uns entzieht sich unserem Bewusstsein. Gerade Kunst und Literatur, so klar sie auch noch sein mögen, zeigen auch ein Bildnis des Unbewussten und des Unterbewusstseins. Jedoch gibt es durchaus auch Werke, die für sich allein stehen und auch so interpretierbar sind.
Viele Werke von Monika Pawlik sind klar und mit einer deutlichen Aussage. Beinah schon strikt. So etwa das Werk: verfolgte jüdische Frau/2008. Oder : Hommage an Bacon/ 1968 oder die Keramik - Skulpturen: Vater und Mutter. Beide mit jeweils einer hellen und einer dunklen Seite. Auch das ist wieder vielseitig interpretierbar. Jeder Mensch hat einen Schatten und eine dunkle Seite des Mondes. Jeder hat auch eine Sonnenseite und Helligkeit in sich. Es bleibt nur die Frage des Gleichgewichts in uns. So wie gut und böse, offen und verschlossen und allen anderen Eigenschaften mit einem Für und einem Wider.

Mit ihrer einzigartigen Herangehensweise und ihrem feinen Gespür für Form, Material und Farbe schafft sie beeindruckende Werke, die sowohl ästhetisch ansprechend, als auch tiefgründig sind.

Lotta Blau/ März 2024

Derzeit wird die Geschichte von Monika und Manfred Pawlik, insbesondere natürlich einbezogen die Kunst von Monika, verfilmt. Auch ein Buch ist dazu entstanden, dessen Vorwort dieser Text von mir sein wird. Hier ein Artikel zum Dreh:

https://www.noen.at/hollabrunn/dokumentation-filmdreh-in-sonnberg-so-lebt-liebt-und-werkt-monika-pawlik-389452340


Liebe Monika herzlich Willkommen bei den Kunst-Gammlern. Wir freuen uns sehr!


Hier gibt es mehr über Monikas Kunst. Bilder @ Monika Pawlik/ Mit freundlicher Genehmigung

https://www.akademie-sonnberg.at