Art und Geschreibsel

von Lotta Blau & Freunden



Das blaue Fenster

Gedanken tropfen in noch nicht gesprochene Sätze. Sie wechseln die Seite und laufen über zu den Sehnsüchten, die sich an die violettblauen Stunden fädeln. Stück, für Stück färben sie die Netze in den Blicken- nach draußen zu den wiegenden Einsamkeiten, die sich durch die Schatten der Bäume flüstern. Sie kommen zurück und klopfen an die Fenster. Rutschen hinunter und fallen ins Licht aus den Laternen, das sich an die Mauern wirft, wie eine trunkene Liebe, die die Arme des anderen sucht und nicht findet. Irrlichter, Suchende, Wartende, Hoffende. Bis die blauvioletten Zeiger durch die Morgenwolken vertrieben werden. Das Fenster mahnt...bald Morgen. Erst am Abend beginne ich aufzustehen. Die Füße setzt man vor das Bett, steht auf und  wie immer dem Täglichen folgt. Wie täglich chancenvoll Neugeborene. Unbeholfen beinah rechnet ja jeder mit dem nächsten Morgen. Als gäbe nirgends ein Sterben und als wäre alles nur ein einzig fortdauerndes Leben. Das seine Pendel den Wünschen und Träumen im Wechsel zur Realität und Erfahrung wirft. Kein Gong des Scheiterns könnte es jemals anhalten und selbst das tiefste Täuschen behält sich einige weitere Weg, es wieder zu versuchen. Aufzustehen. Aus dem blauen Fenster durch die ungesprochenen Worte sehen.


Lotta Blau, 2020